gewaltfreie aktion : Unser Selbstverständnis
gewaltfreie aktion ist ein Nachrichten- und Meinungsportal, das über soziale Bewegungen und gewaltfreie Aktionen berichtet und sie kommentiert.
Angeregt durch das seit 2009 bestehende US-amerikanische Newsportal ‚Waging Nonviolence – People Powered News & Analysis‘ und in Tradition der deutschsprachigen Zeitschrift ‚gewaltfreie aktion – Vierteljahreshefte für Frieden und Gerechtigkeit‘ (1969-2010) geht es um gewaltfreie Kampagnen oder Aktivitäten zum Abbau von Missständen, um konstruktive Konfliktaustragung, um gewaltfreie Gesellschaftsveränderung und Politik sowie allgemein um Gewaltfreiheit.
Einer breiten Öffentlichkeit werden Aktivitäten der zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen und sozialen Bewegungen in vielen Ländern bekannt gemacht. Besondere Aufmerksamkeit gilt Bewegungen und Menschen, die sich auf gewaltfreie Weise für die konstruktive Lösung von Konflikten etwa in den Bereichen Umwelt, Klima, Diversität, Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Ihren Stimmen soll mehr Gehör verschafft werden.
Drängende Herausforderungen werden u.a. durch inspirierende Berichte, Interviews, Reportagen sowie theoretische Beiträge aus dem Blickwinkel der Traditionen aktiver Gewaltfreiheit und zivilen Widerstands dargestellt. Dies soll zum Austausch anregen und Lernerfahrungen ermöglichen.
Die Inhalte werden nach journalistischen Standards bereitgestellt. Leitende Ziele sind Genauigkeit, Transparenz, Unabhängigkeit, Diversität, eine offene Fehlerkultur sowie konfliktsensitive und ethisch bewusste Berichterstattung.
Gewaltfreiheit wird in verschiedenen Zusammenhängen und Traditionen unterschiedlich verstanden oder definiert. gewaltfreie aktion beschränkt sich ausdrücklich nicht auf partikulare Perspektiven, Verständnisse oder Definitionen von Gewaltfreiheit. Sie bietet Raum für Diskussionen und für Von-Einander-Lernen, auch z.B. in konzeptionellen Fragen. An den Rand gedrängte Stimmen sowohl im deutschsprachigen Raum als auch im globalen Süden werden besonders beachtet.
- gewaltfreie aktion ist finanziell und parteipolitisch unabhängig.
- gewaltfreie aktion arbeitet gemeinnützig, d. h. nicht gewinnorientiert. Spenden können steuerlich abgesetzt werden.
- gewaltfreie aktion wird bis auf Weiteres als Projekt beim Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung e.V. (IFGK) verwaltet.
- gewaltfreie aktion finanziert sich über Spenden und Zuschüsse.
Alle Beiträge auf dieser Webseite werden – sofern nicht anders angegeben – unter der freien Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 veröffentlicht und stehen somit frei zur Verfügung.
Die Redaktion von gewaltfreie aktion besteht aus Kevin Kaisig, Stephan Brües und Martin Arnold. Verantwortlich für Verwaltung, technische Strukturen und Fundraising sind Christian Büttner und David Scheuing. Ein Kreis von Unterstützer*innen und Förderer*innen tauscht sich regelmäßig zu Beiträgen und der Entwicklung des Portals aus.
gewaltfreie aktion - Selbstverständnis von 1969
Wir dokumentieren den Text „Warum machen wir Aktionshefte“ aus der Zeitschrift gewaltfreie aktion – viertelsjahrehefte für frieden und gerechtigkeit Heft 1/2 Dezember 1969. Die Zeitschrift, die bis 2010 erschien, ist neben Waging Nonviolence die hauptsächliche Inspiration für dieses Online-Medium – nicht nur für die Namensgebung, sondern auch für unser thematisches Leitbild.
Dokumentieren heißt, den Text nicht zu verändern. Der Text stammt aus einer Zeit, in der andere Begriffe verwendet wurden als heute (z.B. Dritte Welt) und es noch kein Gendern gab.
Links: Bild der Zeitschrift gewaltfreie aktion vom Dezember 1969
Warum machen wir Aktionshefte
Der Friede ist Bedingung des wissenschaftlich-technischen Zeitalters, aber es gibt keinen Frieden ohne soziale Gerechtigkeit. Dem steht heute entgegen: Selbst der Minimalfriede des bloßen Schweigens der Waffen ist dauernd gefährdet und an mehreren Stellen der Erde wird er immer wieder durchbrochen. Soziale Gerechtigkeit gibt es auch in den industrialisierten Ländern nur in unzulänglichem Maße. Dabei wächst die soziale Kluft zwischen den reichen Industriestaaten und den nach Gerechtigkeit hungernden Ländern die Dritten Welt ständig.
In dieser Lage bedarf es der Darstellung dieser Mißstände und ihrer Ursachen. Die Aktionshefte werden unter der Zuständigkeit von Heinz Kloppenburg einen Schwerpunkt bei den Informationen über die Dritte Welt setzen. Im Übrigen wissen sich die Herausgeber in ihrem Streben nach kritischer Analyse, Zeitschriften wie GEWERKSCHAFTLICHE MONATSHEFTE, WERKHEFTE, FUTURUM, JUNGE KIRCHE und INFO (Pax Christi) verbunden. Die Vierteljahreshefte wollen nicht in Konkurrenz zu diesen Zeitschriften treten, sondern immer wieder auch von deren Informationen und Analysen ausgehend untersuchen, mit welchen Methoden die bestehenden Konflikte auszutragen sind — ohne daß im Ringen um soziale Gerechtigkeit sich die Lage noch verschlimmert.
Die Herausgeber gehen von der Hypothese aus, daß die gewaltfreie Aktion sich besonders eignet, Friede und Gerechtigkeit in kämpferischem Einsatz zu erzielen. Sie behaupten, daß die Kampfkraft der gewaltfreien Aktion bislang unterschätzt wurde, da ihre Methoden, ihre sozialen und organisatorischen Voraussetzungen und ihre Strategie weitgehend unbekannt waren. Die Aktionshefte sollen für gewaltfreie Kampagnen Hintergrundinformationen bereitstellen, die experimentelle Anwendung gewaltfreier Methoden fördern und deren Ergebnisse kritisch untersuchen.
Die Herausgeber werden bei dieser Arbeit vom deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes unterstützt, dessen Mitglieder in der Orientierung an der Lehre Jesu Christi eine existentielle Vorentscheidung für die Gewaltfreiheit getroffen haben. Die Vierteljahreshefte gehen von der Vermutung aus, daß die Bereitschaft zur Versöhnung und zur kämpferischen gewaltfreien Aktion zusammengehören wie die beiden Seiten einer Münze.
Im wissenschaftlich-technischen Zeitalter bedarf das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit auch der sozialwissenschaftlichen Vorbereitung und Kontrolle. Aus diesem Grunde werden die Aktionshefte stärker die wissenschaftliche Diskussion berücksichtigen müssen als andere traditionelle pazifistische Zeitschriften. Wir glauben aber, diese Unbequemlichkeit unseren Lesern nicht ersparen zu können, weil das gewaltfreie Engagement nicht nur der moralischen, sondern auch der intellektuellen Anstrengung bedarf.
Die Aktionshefte wollen eine Relaisstation sein zwischen der Friedens- und Konfliktforschung und den engagierten Praktikern. Ihre Artikel und Informationen richten sich an diejenigen Gruppen und Organisationen, die mit gewaltfreien direkten Aktionen sich für eine partizipierende soziale Demokratie in der Bundesrepublik einsetzen oder sich auf die Beseitigung der Ungerechtigkeit in und gegenüber der Dritten Welt konzentrieren.
Besondere Aufmerksamkeit wird auch der Arbeit von Amnesty International bei der Betreuung politischer Gefangener gelten. Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen und Ersatzdienstleistende sollen in den Vierteljahresheften verläßliche Informationen und Anregungen für ein eigenes politisches Konzept finden.
Einen Schwerpunkt wird die Zeitschrift bei der Erörterung der Möglichkeiten des zivilen Widerstandes gegen Aggressionen und Staatsstreiche bilden, da hier die gewaltfreie Aktion eine epochemachende demokratische Alternative zum internationalen Drohsystem darzustellen scheint. Im Zusammenhang mit diesem Konzept der Sozialen Verteidigung als Form demokratischer Sicherheitspolitik sollen auch die aktuellen Probleme der Rüstung und Abrüstung und die globalen Aspekte der friedlichen Koexistenz erörtert werden.
Da die Möglichkeiten der sozialen Verteidigung in den skandinavischen Ländern, Österreich, England, den USA und den Niederlanden schon geprüft werden und uns die Entwicklung dieser Diskussion für die Bundesrepublik von Bedeutung zu sein scheint, werden wir über sie regelmäßig informieren.
Der Leserkreis der Aktionshefte wird als Grundstock die Mitglieder des Versöhnungsbundes haben. Sie erhalten die Vierteljahreshefte an Stelle des Jahrbuches „Versöhnung und Friede“, dessen Arbeit ohne Bruch in Stil oder Inhalt in den Aktionsheften fortgesetzt werden wird. Wir erhoffen aus den Kreisen der Friedens- und Konfliktforscher, der christlichen Friedensdienste, der außerparlamentarischen Aktionsgruppen, der Mitarbeiter von Amnesty International, der Kriegsdienstverweigerer und Ersatzdienstleistenden Abonnenten zu erhalten.
Hierbei sind wir auch auf die Werbung unserer Leser angewiesen. Sie können zusätzliche Exemplare der ersten Nummer zu einem Werbepreis von DM 1,50 und Porto beziehen oder der Redaktion auch die Adressen ernsthafter Interessenten nennen.
Die Redaktion hat im Satzspiegel auf manche Erleichterungen für den Leser verzichten müssen, um Platz zu sparen. Es stehen für die Zeitschrift im Jahr 12 000,— DM zur Verfügung. Diese Mittel sind ausreichend für ein Normalheft von 36 Seiten. Die Redaktion drängt auf einen größeren Umfang. Dieses Ziel läßt sich aber nur dann erreichen, wenn sich eine große Zahl von Abonnenten und einige Spender finden. Wer immer eine Erweiterung für sinnvoll hält und dieser Zeitschrift beim Start helfen möchte, wird gebeten,
Spenden oder Abonnentsgebühr mit entsprechenden Angaben und dem Hinweis auf die Aktionshefte an den Schatzmeister des Versöhnungsbundes zu überweisen.